Neo Rauch ist einer der weltweit erfolgreichsten deutschen Maler seiner Generation. Seine Bilder faszinieren durch ihren rätselhaften Realismus, die Figuren scheinen wie aus der Zeit gefallen. Schlafwandlerisch gehen sie ihren Tätigkeiten nach. Das, was der Maler auf der Leinwand zeigt, bewegt sich zwischen Traum, Phantasie und schwer greifbarer Wirklichkeit, zugänglich und eigenwillig zugleich. Nie ist das Bildgeschehen eindeutig oder konkret – und doch zieht es den Betrachter in seinen Bann.
Im Mittelpunkt des Films steht Neo Rauch selbst: Erstmals seit Jahren spricht er vor der Kamera über seinen Zugang zur Kunst, seine Bilderwelten und die vom frühen Verlust seiner Eltern geprägte Vergangenheit. Filmemacherin Nicola Graef zeigt den Künstler bei der Arbeit im Atelier, beobachtet den kritischen Austausch mit seiner Frau, der Malerin Rosa Loy, und diskutiert mit internationalen Sammlern, Galeristen und Kunstliebhabern das Phänomen Neo Rauch.
Neo Rauch wurde am 18. April 1960 in Leipzig geboren und wuchs bei seinen Großeltern in Aschersleben auf. 1981 bis 1986 absolvierte er bei Professor Arno Rink an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ein Malerei-Studium, an das sich ein Meisterschülerstudium und eine Assistententätigkeit anschlossen. Von 2005 bis 2009 war Rauch an derselben Hochschule Professor für Malerei und Grafik, im Anschluss bis 2014 hatte er dort eine Honorarprofessur inne.
Er ist mit der Malerin Rosa Loy verheiratet, mit der er einen erwachsenen Sohn hat. Neo Rauch arbeitet in Leipzig. Er wird durch Gerd Harry Lybkes Galerie EIGEN + ART Berlin/Leipzig sowie durch die Galerie David Zwirner New York/London vertreten.
2010
Stiftungspreis der Stiftung „Bibel und Kultur", Stuttgart
2005
Kunstpreis Finkenwerder, Hamburg
2002
The Vincent van Gogh Bi-annual Award for Contemporary Art in Europe, Bonnefantenmuseum Maastricht
1997
Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung
2007
Gestaltung der Fenster der Elisabethkapelle im Naumburger Dom
1999
Beitrag zur Gestaltung des Bundestagsgebäudes „Paul-Löbe-Haus“, Berlin
Bundessammlung zeitgenössischer Kunst, Bonn
» Carnegie Museum of Art
» Friedrich Christian Flick Collection, Zürich|Berlin
» Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig
» Kunsthalle zu Kiel
» Kunstmuseum Wolfsburg
» Kunstsammlung Deutscher Bundestag
Kunst in der Sachsen Bank | Sammlung
» Kunstsammlungen Chemnitz
» Lindenau-Museum Altenburg
» Ludwig Forum für internationale Kunst, Aachen
» Museum der bildenden Künste Leipzig
» Museum of Contemporary Art, Los Angeles
» Museum of Modern Art, New York
» Pittsburgh Collection Denver Art Museum
Sammlung der Landesbank Hessen-Thüringen
» Sammlung Deutsche Bank
» Solomon R. Guggenheim Museum, New York
» The Judith Rothschild Foundation Contemporary Drawings Collection | Collection of the Museum of Modern Art, New York
» The Rubell Family Collection
» UBS Art Collection
» Stedeljik Museum Amsterdam
» Hamburger Kunsthalle
» The Broad, Los Angeles
Links:
» Galerie Eigen + Art
» Grafikstiftung Neo Rauch
» Galerie David Zwirner
» Arario Gallery Seoul | Cheonan
» Spinnerei Leipzig
» The Broad, Miami
» G2 Kunsthalle Leipzig
» Kunstverein Freunde aktueller Kunst, Zwickau
» Pinakothek der Moderne, München
» Rosa Loy
Kataloge:
Begegnung Karl Blossfeldt & Neo Rauch
Grafikstiftung Neo Rauch & Archiv Ann und Jürgen Wilde (Hg.), Berlin/Leipzig 2015.
ISBN 978-3-944903-21-7
Gespenster
Ausstellungskatalog Galerie EIGEN + ART Leipzig, Gerd Harry Lybke (Hg.), Leipzig 2013.
ISBN 978-3-941601-84-0
Das grafische Werk 1993 - 2012
Grafikstiftung Neo Rauch (Hg.), Ostfildern 2012.
ISBN 978-7757-3310-6
Neo Rauch, Begleiter
Ausstellungskatalog Museum der bildenden Künste, Leipzig/Pinakothek der Moderne, Hans-Werner Schmidt und Bernhart Schwenk (Hg.), München, Ostfildern 2010.
ISBN 978-3-7757-2520-0
Schilfland. Neo Rauch. Works on Paper
Gerd Harry Lybke (Hg.), München 2009.
ISBN 978-3-7913-4369-3
Neo Rauch
Ausstellungskatalog Museum Frieder Burda, Stiftung Werner Burda, Werner Spies (Hg.), Ostfildern 2011.
ISBN 978-3-7757-2830-0
Neo Rauch. para
Ausstellungskatalog Metropolitan Museum of Art New York / Max Ernst Museum Brühl, Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin (Hg.), Köln 2007.
ISBN 978-3-8321-9009-5
Neo Rauch. Neue Rollen. Bilder 1993-2006
Ausstellungskatalog Kunstmuseum Wolfsburg, Holger Broeker (Hg.), Köln 2006.
ISBN 978-3-8221-7732-4 / ISBN 978-3-8221-7742-3
Neo Rauch. Der Zeitraum
Ausstellungskatalog Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin (Hg.), Köln 2006.
ISBN 978-3-8321-7751-5
Neo Rauch
Ausstellungskatalog Bonnefantenmuseum Maastricht (Hg.), Ostfildern 2002.
Neo Rauch. Arbeiten auf Papier/Works on Paper 2003-2004
Ausstellungskatalog Albertina Wien, Ostfildern-Ruit 2004.
ISBN 3-7757-1501-0
Neo Rauch
Ausstellungskatalog Bonnefantenmuseum Maastricht, Ostfildern-Ruit 2002.
Neo Rauch. Randgebiet
Ausstellungskatalog Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig/Haus der Kunst München/Kunsthalle Zürich, Klaus Werner (Hg.), Leipzig 2000.
Hanno Rauch & Neo Rauch: Vater und Sohn
Grafikstiftung Neo Rauch (Hg.), 2016
ISBN 978-3-944903-35-4
Neo Rauch: At the Well
David Zwirner Books (Hg.), 2014
ISBN 978-1-941701-11-9
Neo Rauch: Ausgewählte Werke 1993 – 2012
Hatje Cantz (Hg.), 2013
ISBN 978-3-775735-16-2
Neo Rauch & Rosa Loy: Abwägung, Gravitation
Deutscher Kunstverlag (Hg.), 2012
ISBN 978-3-422071-78-0
Neo Rauch
TASCHEN (Hg.), 2012
ISBN 978-3-836535-63-2
Neo Rauch & Rosa Loy: Hinter den Gärten
Ausstellungskatalog Essl Museum (Hg.), Klosterneuburg 2011
ISBN 978-3-791351-42-1
Neo Rauch
Steidl/David Zwirner (Hg.), 2008
ISBN 978-3-865217-43-1
Neo Rauch: Renegaten
David Zwirner (Hg.), 2005
ISBN 978-0-976913-60-3
Nicola Graef – Regisseurin, Produzentin
Nach ihren Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Philosophie in München und Paris, absolvierte Nicola Graef ein weiteres Studium in London, das sie mit einem Master of Arts in „Theatre Studies“ abschloss. Als freie Autorin und Journalistin arbeitete sie daraufhin für die Londoner Studios von ZDF und NDR.
Zurück in Deutschland setzte sie ihre journalistische Arbeit mit einem Volantariat beim NDR in Hamburg fort. Es folgten einige Jahre als Redakteurin und Reporterin beim NDR Fernsehen für Kulturmagazine, Abendprogramme und schließlich die politische Satiresendung „extra drei“. Danach begann Nicola Graef freiberuflich zu arbeiten und gründete 2001 gemeinsam mit Susanne Brand die Filmproduktionsfirma Lona•media. Zeitgleich eröffnete sie „Kunstraum plan b“, ein Forum für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, das sie fünf Jahre lang führte. Von 2003 bis 2006 moderierte sie die 90-minütige Live-Talkshow „Westart am Sonntag“ im WDR Fernsehen.
Des Weiteren berät Nicola Graef Künstler, kuratiert Austellungen und arbeitet als Autorin.
Filmografie (Auswahl)
Die Bilder von Neo Rauch haben mich schon immer fasziniert. Vor allem, weil sie mich seltsam berührten und ich oft nicht genau verstand, warum. Seine Figuren sind meist abgewandt, mit sich beschäftigt, emotional entrückt. Was ist das für eine Welt? Wer sind diese Menschen? Was haben sie mit mir zu tun? Seine Bilder stellen mir Fragen, lassen mich oft ratlos zurück, aber sie fordern mich: Schau mich an und sage mir, was du siehst. Aber bitte schau genau hin, nimm dir Zeit. Es ist etwas in diesen Bildern verborgen, ganz leise. Nicht von dieser Welt und doch mitten in ihr. Das ist es, was mich ganz grundsätzlich begeistert an guter zeitgenössischer Kunst: schauen, nicht verstehen, noch mal schauen, wirken lassen, Antworten suchen, nachdenken.
Schon vor vielen Jahren sprach ich erstmals mit Judy Lybke, Inhaber der Galerie EIGEN + ART, über die Möglichkeit, einen Dokumentarfilm mit und über Neo Rauch zu realisieren. Er winkte ab und meinte, da hätte ich keine Chance. Neo Rauch würde die Medien, insbesondere die Kamera meiden. Schade, dachte ich. Aber die Malerei verfolgte mich. Also probierte ich es weiter und fragte nach. Doch ich bekam immer eine Absage.
Schließlich überlegte ich, ob es nicht auch denkbar wäre, einen Film über Neo Rauch ohne Neo Rauch zu machen. Eintauchen in seine Bildwelten mit den Menschen, die ihn als Sammler begleiten oder die mit seinen Werken sehr vertraut sind, wie seine Galeristen oder seine Lithografen. Vor allem reizte mich auch die Frage, was internationale Sammler aus verschiedenen Kulturen über seine Kunst denken, warum sie sich für diese Malerei entschieden hatten. Darüber sprach ich 2013 erneut mit Judy Lybke und stieß auf offene Ohren. Das sei doch eine gute Möglichkeit, seine Bilder aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen, aber ohne den Künstler in eine Situation zu bringen, der er skeptisch gegenüber stünde. Und wer wisse das schon, vielleicht würde es ja doch irgendwann mit einem Interview klappen. Na, das war doch was. Ich sprach mit meiner MDR Redakteurin Katja Wildermuth und sie sagte: Wir probieren das!
Doch es gab noch eine Hürde. Ich brauchte Neo Rauchs Zustimmung, seine Bilder zu zeigen. Also fuhr ich zu einer Eröffnung nach Aschersleben in seine Grafikstiftung. Zugegeben etwas nervös, da mir auch die Galerie deutlich machte, man müsse den richtigen Zeitpunkt abpassen, ihn anzusprechen. Als ich Neo Rauch dann einen Moment lang zufällig alleine in den Räumen stehen sah, stellte ich mich vor und gab ihm ein Buch. „Der Distelfink“ von Donna Tartt. „Das liest gerade meine Frau.“ Kein schlechter Einstieg, dachte ich. Es folgten mehrere Treffen ohne Kamera in seinem Atelier, oft auch zusammen mit seiner Frau Rosa Loy. Ich hatte immer ein Buch für ihn dabei. Neo Rauch ist ein großer Leser und die Leidenschaft fürs Wort verband uns von Anfang an.
Irgendwann fingen wir mit den Dreharbeiten an. Im Atelier. Das, was nie geplant war. Wir waren einfach da und Neo Rauch ließ es geschehen. Ein Vertrauensbeweis, der mich sehr berührte. Ein Kamerateam in diesem privaten Raum zuzulassen – und das Atelier ist für einen Künstler ein solcher Raum – ist etwas Besonderes. Zurückhaltend sein, als ob man fast nicht da ist, das war für uns von Anfang an selbstverständlich. So entwickelte sich unsere Zusammenarbeit. Langsam, aber stetig und immer mit der Zuwendung zum Bild. Genau beobachten, offen formulieren, was ich sah oder nicht sah, eröffnete oft das Gespräch.
Im Laufe der fast drei Jahre, in denen dieser Film entstanden ist, wurden wir eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft – das Team, Neo Rauch und Rosa Loy. Neo Rauch hat mir ermöglicht, womit ich nie gerechnet hatte: Ich konnte einfach im Atelier sein und ihn beim Malen beobachten, sehen, wie ein Bild entsteht. Für mich die schönsten Momente der Dreharbeiten. Aus dem Nichts wird eine Welt geschaffen.
Ich freue mich ungemein, dass Neo Rauch mir diesen Film ermöglicht hat, bin dankbar, dass Rosa Loy dazu beigetragen hat, ihn davon zu überzeugen und nicht zuletzt gilt mein Dank auch meiner MDR-Redakteurin Katja Wildermuth, die sich auf das Risiko eingelassen hat und mir vertraute, dass das mit dem Interview schon irgendwie klappen würde. Nun ist es so viel mehr geworden. Ein Film über Neo Rauch mit Neo Rauch.